Mit dem systemischen Ansatz die eigene Weiterentwicklung ganzheitlich betrachten

Was ist systemisches Denken? Was ist der Systemische Ansatz?

Beim systemischen Ansatz wird versucht der Komplexität gerecht zu werden.

Das heißt man geht davon aus, kein Element, hier die Person, als für sich existiert, handelt, spricht, sondern dass es eingebettet ist in ein System unterschiedlicher Faktoren. So kommt es zu gegenseitigen Wechselwirkungen und Beeinflussungen.

Das ist eine komplett andere Herangehensweise als beispielsweise beim Eigenschaftsmodell in dem menschliches Handeln als unveränderbar angesehen werden (Der oder die ist so und so).

Beim systemischen Ansatz wird also der Fokus nicht nur auf die Person oder Beziehung an sich gelegt, sondern alle anderen beeinflussenden Elemente mit einbezogen, z.B. bestehende formelle oder informelle Regeln oder die Systemumwelt.

Dieser Ansatz stammt aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie der Systemtheorie, der Kybernetik oder der Soziologie. Diese verschiedenen Einflüsse und Entwicklungen haben dazu beigetragen, die systemische Denkweise zu formen und zu verbreiten.

Ich selbst habe meine Ausbildung bei Eckard König und Gerda Volmer beim Wissenschaftlichen Institut für Kommunikation genossen, die in der Tradition von Virginia Satir stehen, der entwicklungsorientierten Familientherapeutin schlechthin. Satir hat Regelkreise und Muster in Familien beschrieben, die auch in anderen Kontexten (z.B. in Managementteams) eine Rolle spielen. Die Instrumente, aber auch die Einstellung der Familientherapie haben Eckard König und Gerda Volmer übernommen, mit weiteren Einflüssen zur personalen Systemtheorie weiterentwickelt und geben sie ihn ihren Ausbildungen weiter. So also auch an mich.

“Satir bindet das Systemmodell von Bateson ein in die humanistische Tradition von Rogers. Das ist der entwicklungsorientierte Ansatz. Diese Grundhaltung ist für Coaching und Organisationsberatung unverzichtbar.”
(Prof. Dr. Eckard König)

Systemisches Arbeiten nimmt nicht das Individuum als defizitär in den Blick, sondern geht davon aus, dass Menschen stets versuchen, sich so an ihre Umwelt anzupassen, dass diese in ein Gleichgewicht kommt, selbst wenn dies oft ein Leiden zum Preis hat.

Das führt dann am Ende dazu, dass man beim systemischen Vorgehen nicht einfach nur die Lösung x zum Problem y findet (Monokausalität), sondern dass man einen Impuls in das Gesamtsystem gibt (z.B. mit Joggen anfangen, um die Gesundheit zu fördern), das dadurch in Bewegung kommt und Veränderungen nach sich zieht.

Im Joggingbeispiel könnte das sein, dass sich die Herzfrequenzwerte verbessern und deshalb ein operativer Eingriff verhindert werden kann, was dazu führt, dass Familienmitglieder gar nicht erst mit der Pflege des Patienten belastet werden oder das andere körperliche Beschwerden auftreten, die wiederum Aufmerksamkeit verlangen oder dass plötzlich alte Überzeugungen und Konditionierungen hoch kommen, die andere Verhaltensweisen nach sich ziehen oder dazu führen, dass man schneller mit dem joggen aufhört, als man begonnen hat.

Und das ist nur ein ganz einfaches Beispiel, aber es verdeutlicht die systemische Herangehensweise ganz anschaulich

Wo findet der systemische Ansatz Anwendung?

Heutzutage wird er nicht nur in Therapie und Coaching, sondern auch in Bereichen wie Mediation, Konfliktlösung, Organisationsentwicklung und sogar in der Unternehmensführung angewendet.

Der systemische Ansatz hat sich zu einem vielseitigen Ansatz entwickelt, der die Bedeutung von Beziehungen, Kontext und Kommunikation in der Lösung von Problemen betont.

Wo und wie können wir die systemische Denkweise für uns nutzen?

Berufliche Entwicklung

Statt nur auf Ihre individuellen Fähigkeiten zu fokussieren, macht es Sinn, auch das berufliche Umfeld als System zu betrachten. Welche Beziehungen, Netzwerke und Strukturen spielen eine Rolle? Wie können diese gezielt genutzt werden, um beruflichen Erfolg zu erzielen?

Familienleben

In der Familie gibt es vielleicht immer wiederkehrende Konflikte oder Herausforderungen. Die systemische Denkweise hilft, diese nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil eines größeren Beziehungssystems. Wie kannst Du als Beteiligte dazu beitragen, dieses System positiv zu beeinflussen?

Selbstreflexion und Selbstbewusstsein

Betrachte Dich selbst als Teil eines größeren Systems, das aus Familie, Freunden, Arbeitskollegen und anderen sozialen Gruppen besteht. Reflektiere über die Rollen, die Du in diesen verschiedenen Systemen einnimmst, und wie diese Rollen Deine Entscheidungen und Interaktionen beeinflussen.

Zwischenmenschliche Beziehungen

Analysiere Deine zwischenmenschlichen Beziehungen auf systemische Weise. Überlege, wie Deine Kommunikation, Dein Verhalten und Deine Erwartungen die Qualität dieser Beziehungen beeinflussen. Wenn Du Konflikte oder Probleme in Beziehungen hast, versuche, diese als Teil eines größeren Systems zu verstehen.

Feedback und Lernen

Nutze Feedback von anderen als Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung. Feedback kann als eine Art Rückkopplungsschleife betrachtet werden, die Dir hilft, Dein Verhalten und Deine Interaktionen anzupassen. Sei offen für konstruktive Kritik und frage nach Rückmeldungen, um besser zu verstehen, wie Du Dich in verschiedenen Kontexten verhältst.

Selbstmanagement

Bei der Planung von persönlichen Zielen und Veränderungen in Deinem Leben betrachte die Auswirkungen auf Dein gesamtes Lebenssystem. Welche Veränderungen könnten positive Auswirkungen auf Deine Beziehungen, Deine Arbeit und dein Wohlbefinden haben? Berücksichtige die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Lebensbereichen.

Konfliktlösung

Wenn Du in einen Konflikt gerätst, versuche, die systemische Perspektive einzunehmen. Frage Dich, welche Faktoren außer Dir und der anderen Person zu diesem Konflikt beigetragen haben könnten. Dies kann Dir helfen, die Ursachen des Konflikts besser zu verstehen und nach Lösungen zu suchen, die das gesamte System berücksichtigen.

Ziele und Werte

Reflektiere über Deine persönlichen Ziele und Werte im Kontext Deines Lebenssystems. Stelle sicher, dass Deine Ziele und Werte mit den Bedürfnissen und Erwartungen Deiner wichtigsten sozialen Systeme in Einklang stehen. Dies kann dazu beitragen, Konflikte und Unstimmigkeiten zu reduzieren.

Entscheidungsfindung

Wenn Du vor wichtigen Entscheidungen stehst, denke darüber nach, wie sich diese Entscheidungen auf verschiedene Bereiche Deines Lebens auswirken könnten. Berücksichtige die langfristigen Auswirkungen und beziehe die Interessen und Bedürfnisse derjenigen, die von Deinen Entscheidungen betroffen sind, mit ein.

Worauf solltest Du bei der Auswahl eines geeigneten Coachs oder Berater achten

Wenn du professionelles Coaching in Anspruch nimmst, wähle einen Coach, der den systemischen Ansatz anwendet. Ein systemischer Coach kann Dir helfen, die komplexen Interaktionen und Muster in Deinem Leben zu erkennen und positive Veränderungen anzustreben.

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ (Aristoteles)

Die Anwendung des systemischen Ansatzes zur persönlichen Weiterentwicklung erfordert Selbstreflexion, Offenheit für Veränderungen und die Bereitschaft, die Wechselwirkungen zwischen Dir und Deinem sozialen Umfeld zu verstehen. Indem Du diese Perspektive nutzt, kannst Du Deine Entscheidungsfindung verbessern, Konflikte besser lösen und Deine persönliche Entwicklung in einem ganzheitlichen Kontext fördern.

Zum Schluss: Verändere nicht zu viel auf einmal

Wichtig: Probiere eine Intervention, eine Veränderung aus und schau, was passiert. Passe diese dann ggf. an, wenn nicht die gewünschten Effekte eintreten. Wisse aber auch, dass manche Dinge Zeit brauchen, um ihre volle Wirkung zu entfalten! Mache nicht zu vieles auf einmal. Dann weißt Du am Ende nicht mehr, was funktioniert hat.

Siehe auch: Vernetztes Denken – Wie es uns bei der Erreichung unserer Ziele unterstützt; Die Perspektive wechseln – ich doch nicht!; Wie Self-Leadership die Kommunikation im Team verbessern kann

One Comment

  1. […] auch: Mit dem systemischen Ansatz Weiterentwicklung ganzheitlich betrachten; Die Perspektive wechseln – ich doch nicht!; Konditionierungen und Überzeugungen […]

Leave A Comment