Feedback annehmen will gelernt sein

Feedback annehmen ist eine Schlüsselkompetenz für Führungskräfte und Teams – doch es ist nicht immer leicht. Besonders, wenn Feedback Kritik enthält, sind emotionale Abwehrmechanismen oft eine natürliche Reaktion. Dabei bietet gerade kritisches Feedback eine Chance zur Weiterentwicklung.

Dieser Artikel zeigt, wie Offenheit gegenüber Rückmeldungen – ob positiv oder kritisch – zu Vertrauen, Wachstum und einer stärkeren Teamkultur führt.

Warum Feedback annehmen so herausfordernd ist

Feedback beinhaltet oft Kritik, und diese wird nicht selten als Angriff empfunden – selbst wenn sie konstruktiv gemeint ist. Emotionale Reaktionen wie Abwehr, Rechtfertigung oder sogar Rückzug sind daher häufig. Das liegt daran, dass Kritik unser Selbstbild infrage stellen kann und uns emotional berührt.

Dennoch liegt im Annehmen von Kritik ein enormes Potenzial: Es ermöglicht, blinde Flecken zu erkennen, Verhaltensmuster zu hinterfragen und neue Wege einzuschlagen. Führungskräfte oder Mitarbeitende, die lernen, Feedback – auch kritisches – offen aufzunehmen, stärken nicht nur ihre eigene Entwicklung, sondern fördern eine Feedback-Kultur, die auf Vertrauen und Respekt basiert.

Kritik als Wachstumschance: Perspektivwechsel fördern

Um Kritik nicht als Angriff, sondern als Lernchance zu betrachten, hilft ein bewusster Perspektivwechsel. Anstatt sich auf die möglicherweise verletzenden Aspekte der Rückmeldung zu fokussieren, lohnt es sich, nach dem Mehrwert zu suchen: Welche Erkenntnisse bietet die Kritik? Welche konkreten Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich daraus?

Eine hilfreiche Reflexionsfrage lautet:
„Was könnte wahr sein an dieser Kritik, auch wenn sie vielleicht nicht optimal formuliert wurde?“ Dieser Ansatz löst emotionale Blockaden und öffnet den Blick für konstruktive Lösungen.

Die Feedback-Schleife: Kritik konstruktiv aufnehmen

Gerade bei kritischen Rückmeldungen hilft eine strukturierte Herangehensweise, um die Kontrolle über die eigene Reaktion zu behalten. Die Feedback-Schleife bietet hierfür eine klare Orientierung:

  1. Zuhören: Auch bei unangenehmer Kritik bewusst den Fokus auf die Rückmeldung legen und nicht unterbrechen.
  2. Verstehen: Mit offenen Fragen die Perspektive des Feedbackgebers ergründen. Beispiel: „Können Sie genauer erläutern, was Sie meinen?“
  3. Reflektieren: Das Feedback sachlich analysieren: Welche Aspekte sind berechtigt? Was kann umgesetzt werden?
  4. Umsetzen: Überlegen, welche konkreten Maßnahmen daraus folgen können, und diese transparent kommunizieren.

Beispiel:

Ein Teammitglied äußert: „Ich finde, dass Sie in Meetings oft unklare Anweisungen geben.“
Anstatt defensiv zu reagieren, könnte eine Führungskraft antworten: „Danke für die Rückmeldung. Können Sie ein Beispiel nennen, damit ich verstehe, wo genau die Unklarheit lag?“ Diese Reaktion signalisiert Offenheit und lenkt die Kritik in eine produktive Richtung.

Wie Führungskräfte Kritikfähigkeit im Team fördern können

Die Fähigkeit, Kritik anzunehmen, ist in Teams ebenso wichtig wie für Führungskräfte. Um diese Fähigkeit zu stärken, können Führungskräfte folgende Ansätze nutzen:

  • Psychologische Sicherheit schaffen: Kritik wird eher akzeptiert, wenn sich Teammitglieder sicher fühlen. Ein respektvoller Umgang und das Vorleben einer offenen Haltung sind essenziell.
  • Kritik gezielt üben: In Workshops oder Teamübungen können Führungskräfte bewusst kritische Szenarien simulieren und den Umgang damit reflektieren. Beispiel: Ein Feedback-Spiel, bei dem jeder sowohl positive als auch kritische Rückmeldungen formulieren darf.
  • Konstruktive Sprache fördern: Führungskräfte können zeigen, wie Kritik sachlich und respektvoll geäußert wird. Dies senkt die emotionale Hürde, sie anzunehmen.
  • Reflexion anregen: Nach kritischen Rückmeldungen kann gefragt werden: „Was hat Ihnen diese Kritik gezeigt? Welche Schritte möchten Sie ausprobieren?“

Feedback annehmen: Mehr als nur Kritik ertragen

Feedback – insbesondere kritisches Feedback – anzunehmen, bedeutet nicht, jede Rückmeldung unkritisch zu akzeptieren. Es geht darum, zwischen berechtigter Kritik und weniger konstruktiven Äußerungen zu unterscheiden, ohne in Abwehrhaltung zu verfallen. Dabei hilft es, sich auf die Aspekte zu konzentrieren, die tatsächlich nützlich sind, und emotional geladene Elemente auszublenden.

Ein Beispiel: Eine Rückmeldung wie „Ihre Präsentation war unstrukturiert und schwer zu folgen“ mag hart klingen. Doch statt sich auf die Formulierung zu konzentrieren, könnte der Fokus darauf liegen, wie die Struktur künftiger Präsentationen verbessert werden kann.

Feedback annehmen als Teil der Teamkultur

Teams, die lernen, Feedback als Lernimpuls zu betrachten – auch wenn es kritisch ist – entwickeln eine Kultur der Offenheit und des gegenseitigen Respekts. Diese Kultur entsteht, wenn Führungskräfte Offenheit vorleben und gleichzeitig die Fähigkeit ihres Teams stärken, mit Kritik produktiv umzugehen.

Die Fähigkeit, Rückmeldungen anzunehmen, ist nicht nur ein Zeichen von Professionalität, sondern auch ein wesentlicher Faktor für langfristige Weiterentwicklung. Kritik zu akzeptieren, bedeutet Wachstumspotenziale zu nutzen und den Weg für bessere Zusammenarbeit und Innovation zu ebnen – für Einzelpersonen, Teams und Organisationen.

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