Ausbruch aus dem Regelkreis - Wie er gelingen kann

Die Erkenntnis, dass unsere Handlungen und Entscheidungen oft in wiederkehrenden Mustern verlaufen, stellt einen bedeutenden Schlüssel für Veränderungen dar. In diesem Artikel geht es um einen solchen Regelkreis und darum, wie eigene Verhaltensmuster identifiziert und verändert werden können.

Veränderung im Fokus: Theorie vor Praxis

Bevor wir uns mit praktischen Beispielen befassen, ist es entscheidend, das Konzept der Regelkreise zu verstehen. In Anbetracht dessen können wir uns Veränderungen auf zwei Ebenen nähern: äußere Veränderungen, die sichtbar sind, und innere Veränderungen, die unsichtbar sind und unsere Überzeugungen betreffen. Im Allgemeinen führt die Veränderung eines Regelkreises zu äußeren Anpassungen.

Die Natur der Regelkreise

Doch was genau ist ein Regelkreis? Dieser Begriff beschreibt immer wiederkehrende Ereignisse, bei denen Handeln und Kommunikation sich gegenseitig beeinflussen. Regelkreise involvieren oft andere Menschen, während Muster individueller Natur sind.

Die Identifikation von Regelkreisen

Die Identifikation von Regelkreisen ist ein anspruchsvoller Schritt auf dem Weg zur Veränderung. Hierbei geht es darum zu erkennen, dass Menschen immer wieder in bestimmten Mustern von Kommunikation, Handlungen oder Denkweisen verharren. Nicht jeder Regelkreis ist problematisch, doch wenn Unzufriedenheit besteht und Veränderung angestrebt wird, lohnt es sich, bewusst nach diesen Mustern Ausschau zu halten.

Typischerweise weisen Regelkreise einige charakteristische Merkmale auf, darunter das gegenseitige Stärken von Verhaltensweisen, subjektive Deutungen, die Einfluss auf das Verhalten nehmen, sowie eine gewisse Eigendynamik.

Die Rolle von Coaching und Beratung bei der Analyse und Unterbrechung von Regelkreisen

Im systemischen Coaching und der Beratung wird besonders gründlich auf die Identifikation von Mustern geachtet, da es Teil einer systemischen Betrachtungsweise ist. Ein:e Coach:in oder Berater:in kann nicht nur aktuelle Muster erkennen, sondern auch solche aus der Vergangenheit aufdecken, die sich in der gegenwärtigen Situation widerspiegeln. Für den Klienten selbst ist dies oft schwerer nachvollziehbar, da er direkt betroffen ist. Stichwort: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Die Unterbrechung von Regelkreisen

Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht darum geht, eine:n Schuldige:n zu identifizieren, sondern vielmehr darum, Wege zu finden, um aus dem Kreis auszubrechen.

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

(Unbekannt)

Hierbei bietet sich ein folgendes systemisches Vorgehen an:

1. Erkennen und visualisieren des Regelkreises, indem alle beteiligten Elemente beachtet und notiert werden (Handlungen, Beteiligte).

2. Für jeden Schritt des Regelkreises werden die Gedanken aus der Ich-Perspektive zu den einzelnen Handlungsschritten hinzugefügt. Bei Bedarf auch zwischen den Schritten.

3. Im dritten Schritt geht es nun an die Formulierung von Annahmen über die Gedanken der anderen Person hinsichtlich Handlungen und der Situation.

4. Wo kann an dem bisherigen Vorgehen etwas verändert werden? Darum geht es im vierten und entscheidenden Schritt. Das auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen. Zum Beispiel auf der Ebene

  • des Verhaltens,
  • der subjektiven Deutungen der Beteiligten,
  • der Regeln,
  • der Nähe oder Distanz zueinander und
  • der Umgebung bzw. Systemumwelt.

5. Nun geht es an die Umsetzung der Veränderung. In der Praxis zeigt sich, ob diese Erfolg versprechen oder angepasst werden sollten. Grundregel: Sinnvollerweise sollte die Anpassung maximal zu drei Mal ausprobiert werden, um beurteilen zu können, ob sie zum gewünschten Ergebnis führt oder nicht. Wenn nicht, heißt es neue Lösungen finden und anpassen.

Stichwort Nachhaltigkeit

Die Umsetzung dieser Schritte dient dazu, das System zu unterbrechen. Es ist jedoch essenziell, dass wir dabei authentisch bleiben. Ziel ist es nicht, bloß Interventionen zu setzen, sondern langfristige Veränderungen herbeizuführen, die zur individuellen Persönlichkeit passen.

Beispiele für Regelkreise

Um die Theorie in die Praxis umzusetzen, werfen wir einen Blick auf einige Beispiele für Regelkreise:

  • Der „Ja, aber“-Regelkreis: Eine Person akzeptiert keine Ratschläge oder Ideen von anderen und lehnt diese automatisch ab. Eine Lösungsfindung ist damit quasi ausgeschlossen.
  • Der „Schwarzer-Peter“-Regelkreis: Dieser Kreislauf der Schuldzuweisung führt ebenfalls zu keiner Lösung, da jeder die Verantwortung auf andere abschiebt.
  • Der „Endlos“-Regelkreis: Endlose Diskussionen ohne Ergebnis sind ein klassisches Beispiel dafür, wie ein Regelkreis negative Auswirkungen haben kann – beruflich, aber auch privat.

Zusammenfassung

Die Veränderung von Regelkreisen bedeutet, Dinge anders zu tun als bisher. Dies kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Dabei handelt es sich um einen systematischen Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Doch die Möglichkeit, aus den gewohnten Mustern auszubrechen und persönliches Wachstum zu erleben, macht diesen Weg lohnenswert.

Siehe auch: Mit dem systemischen Ansatz Weiterentwicklung ganzheitlich betrachten; Die Perspektive wechseln – ich doch nicht!; Konditionierungen und Überzeugungen transformieren; Modell der “Vier Seiten einer Nachricht”; Transaktionsanalyse – Kommunikation auf Augenhöhe

3 Comments

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