Von der Unsicherheit zur Hochleistung: So unterstützt Du Dein Team durch die Phasen des Tuckman-Modells

Es war ein vielversprechender Montagmorgen, als Lena ihr neues Projektteam zum ersten Mal traf. Die Erwartungen waren hoch, das Potenzial des Teams schien grenzenlos. Die erste Besprechung verlief harmonisch, die Ideen sprudelten nur so. Doch schon nach ein paar Wochen begannen die ersten Schwierigkeiten. Missverständnisse und Konflikte traten auf, und Lena fragte sich, was sie falsch gemacht hatte. Was sie nicht wusste: Ihr Team durchlief die ganz normalen Phasen der Teamentwicklung

Teams sind das Herzstück erfolgreicher Unternehmen. Egal ob im Startup oder im etablierten Konzern, die Dynamik und Entwicklung eines Teams entscheiden oft über den Erfolg oder Misserfolg eines Projekts. Doch wie entsteht ein Hochleistungsteam? Eine Antwort gibt das Phasenmodell von Bruce Tuckman.

Dieser Artikel betrachtet das Modell genauer und macht Vorschläge, wie Du als Führungskraft diesen Prozess optimal unterstützen kannst.

Überblick über das Tuckman-Modell

Teams durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen, die in der Wissenschaft und Praxis gut dokumentiert sind. Das bekannteste Modell zur Teamentwicklung ist das Tuckman-Modell, 1965 entwickelt von Bruce Tuckman, auch Phasenmodell oder Teamuhr genannt.

Tuckmanns umfasste ursprünglich vier Phasen: Forming, Storming, Norming und Performing, die jedes Team durchläuft. 1977 fügte er zusammen mit Mary Ann Jensen eine fünfte Phase, Adjourning, hinzu. Dieses Modell ist besonders nützlich, um die natürliche Entwicklung eines Teams zu verstehen und die typischen Herausforderungen jeder Phase zu erkennen.

Die Phasen des Tuckman-Modells im Detail

Forming (Formierungsphase)

In dieser Anfangsphase lernen sich die Teammitglieder kennen und beginnen, Beziehungen aufzubauen. Es herrscht oft Unsicherheit, und die Mitglieder sind darauf bedacht, Konflikte zu vermeiden. Lena erinnert sich an die anfängliche Begeisterung und die Unsicherheit, die die Teammitglieder verspürten.

Die Hauptaufgaben der Führungskraft in dieser Phase sind:

  • Klare Kommunikation: Setze klare Erwartungen und Ziele, damit jedes Teammitglied weiß, was zu tun ist.
  • Positive Atmosphäre schaffen: Fördere eine offene und freundliche Umgebung, in der sich alle willkommen fühlen.
  • Rollen klären: Weise vorläufige Rollen und Verantwortlichkeiten zu, um den Teammitgliedern Orientierung zu geben.

„In the beginning, everyone is eager to impress and avoid conflict, but clear communication from the leader sets the stage for future success.“ (Bruce Tuckman)

Storming (Sturmphase)

Diese Phase ist durch Konflikte und Meinungsverschiedenheiten geprägt, da Teammitglieder ihre Positionen und Rollen klären. Lena erlebte, wie Spannungen aufkamen und es zu Reibereien kam.

Hier ist die Führungskraft gefordert, Konflikte zu moderieren und für eine konstruktive Kommunikation zu sorgen:

  • Konfliktmoderation: Greife ein, um Konflikte zu entschärfen und konstruktiv zu lösen.
  • Offene Kommunikation fördern: Ermutige die Teammitglieder, ihre Bedenken und Ideen offen auszudrücken.
  • Rollen und Verantwortlichkeiten klarstellen: Kläre Missverständnisse und sorge für klare Zuständigkeiten.
Norming (Normierungsphase)

Das Team beginnt, Normen und Standards zu entwickeln. Rollen werden klarer, und die Zusammenarbeit verbessert sich. Lena stellte fest, dass das Team zunehmend harmonischer zusammenarbeitete.

“Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit kommen willst, gehe zusammen.”
(Afrikanisches Sprichwort)

Die Führungskraft sollte jetzt die Teamentwicklung unterstützen und den Teamgeist fördern:

  • Gemeinsame Werte etablieren: Arbeite mit dem Team daran, gemeinsame Werte und Verhaltensweisen zu definieren.
  • Teamzusammenhalt stärken: Fördere Aktivitäten, die den Teamgeist und das Vertrauen unter den Mitgliedern stärken.
  • Feedbackkultur entwickeln: Etabliere regelmäßige Feedbackrunden, um kontinuierliche Verbesserungen zu fördern.
Performing (Arbeitsphase)

In dieser Phase arbeitet das Team effektiv und effizient zusammen. Die Mitglieder sind motiviert und fokussiert auf ihre Ziele. Lena war beeindruckt, wie autonom und produktiv ihr Team nun agierte.

Die Führungskraft kann sich nun stärker auf die strategische Ausrichtung konzentrieren, da das Team weitgehend autonom arbeitet:

  • Autonomie fördern: Gib dem Team die Freiheit, Entscheidungen eigenständig zu treffen und Probleme zu lösen.
  • Strategische Unterstützung bieten: Konzentriere Dich auf die langfristige Planung und Unterstützung des Teams bei strategischen Herausforderungen.
  • Leistung anerkennen: Feiere Erfolge und anerkenne die Leistungen des Teams und der einzelnen Mitglieder.

„Teamwork ist die Fähigkeit, zusammen an einem gemeinsamen Vorhaben zu arbeiten. Darin liegt das Erfolgsrezept, mit dem gewöhnliche Menschen außergewöhnliche Ergebnisse erreichen können.“
(Andrew Carnegie, schottisch-amerikanischer Industrieller und Philanthrop)

Adjourning (Auflösungsphase)

Sobald ein Projekt abgeschlossen ist, löst sich das Team auf. Diese Phase kann emotional herausfordernd sein. Lena sorgte dafür, dass der Abschluss des Projekts gewürdigt wurde.

Die Führungskraft sollte den Abschluss feiern und den Teammitgliedern Anerkennung zollen:

  • Projektabschluss feiern: Organisiere eine Abschlussfeier oder ein Meeting, um den Erfolg des Projekts zu würdigen.
  • Anerkennung und Wertschätzung: Zeige Dankbarkeit und Anerkennung für die harte Arbeit und den Einsatz des Teams.
  • Zukunftsperspektiven aufzeigen: Bespreche mögliche zukünftige Projekte und Entwicklungsmöglichkeiten für die Teammitglieder.

Praktische Anwendung des Tuckman-Modells im Führungsalltag

Das Verständnis der Phasen des Tuckman-Modells ermöglicht es Führungskräften, die Dynamik ihres Teams besser zu steuern und zu unterstützen. Hier sind einige praktische Tipps:

  • Phasenspezifische Führung: Passe Deinen Führungsstil an die jeweilige Phase an, in der sich Dein Team befindet. Authentische Führung ist hier das A und O nicht zuletzt Deines persönlichen Erfolgs als Führungskraft.
  • Reflektiere regelmäßig: Überprüfe regelmäßig die Phase, in der sich Dein Team befindet, und passe Deine Führung entsprechend an.
  • Fördere offene Kommunikation: Schaffe ein Umfeld, in dem Konflikte offen angesprochen und gelöst werden können.
  • Setze klare Ziele: Klare, gemeinsam vereinbarte Ziele helfen Deinem Team, fokussiert und motiviert zu bleiben.
  • Verstärke die Rollen: Klare Rollen und Verantwortlichkeiten verhindern Missverständnisse und fördern die Effizienz.

Warum das Modell so populär geworden ist

Das Tuckman-Modell ist das populärste und am häufigsten verwendete Modell zur Teamentwicklung. Seit seiner Einführung im Jahr 1965 hat es breite Anerkennung und Anwendung in verschiedenen Bereichen der Teamarbeit gefunden, darunter in der Unternehmensführung, im Projektmanagement und in der Organisationsentwicklung.

Das Modell ist deshalb so beliebt und populär, weil es

  • einfach und verständlich ist: Das Modell ist leicht verständlich und bietet eine klare, strukturierte Beschreibung der Entwicklungsphasen, die ein Team durchläuft. Diese Einfachheit macht es für Führungskräfte und Teammitglieder gleichermaßen zugänglich.
  • universelle anwendbar ist: Die Phasen des Tuckman-Modells sind universell und können auf verschiedene Arten von Teams und Projekten angewendet werden, unabhängig von der Branche oder der Teamgröße.
  • praktische relevant ist: Das Modell beschreibt typische Herausforderungen und Dynamiken, die in den verschiedenen Phasen auftreten, und bietet somit praktische Anhaltspunkte für Führungskräfte, wie sie ihre Teams effektiv unterstützen können.
  • erforscht und validiert ist: Das Tuckman-Modell wurde in zahlreichen Studien und praktischen Anwendungen untersucht und validiert, was zu seiner Akzeptanz und Verbreitung beigetragen hat.
  • erweitert und angepasst wurde: Mit Hinzufügen der fünften Phase, Adjourning, im Jahr 1977 durch Tuckman und Jensen, wurde das Modell weiterentwickelt, um auch die Auflösungsphase von Teams zu berücksichtigen. Diese Anpassungsfähigkeit trägt zur Relevanz des Modells in der modernen Arbeitswelt bei.

Zum Schluss

Lenas Reise durch die fünf Phasen der Teamentwicklung war voller Herausforderungen und wertvoller Erfahrungen. Die Entwicklung eines Hochleistungsteams ist eine kontinuierliche Reise, die Geduld, Aufmerksamkeit und bewusste Führung erfordert. Indem Du die Phasen des Tuckman-Modells verstehst, kannst Du Dein Team optimal unterstützen und gemeinsam herausragende Ergebnisse erzielen.

Passend dazu: Widerstand im Change erkennen und abbauen; Die sieben Menschentypen in Veränderungen mit Empfehlungen für Führungskräfte; Willkommen im House of Change; Wege zum Erfolg – Der “Cycle of Change” nach Rick Maurer

Leave A Comment